Lieber DD,
ich habe nie Marcel Proust gelesen und ja, wenn Sie nun fragen, ich bereue das. Wiewohl ich mich und Sie sich dann gewiss fragen müssten, wie man denn um Himmelswillen alles lesen soll, was jemals geschrieben wurde. Und andererseits: Gelte es nicht gerade dieser Tage, genau das zu tun. Zu lesen? Zu verstehen? Ich versuche wirklich mein bestes. Und so lese ich zuweilen 5 Bücher in einer Woche – zumeist Theorie müssen Sie wissen. Nur, um darauf Wochen anzuschließen, in denen ich kaum irgendetwas geschriebenes zur Hand nehmen kann. Kein Buch. Kein Satz. Kein Wort. Ich lese in Schüben. Ich lebe in Schüben. Vielleicht liebe ich sogar in Schüben.
Jedenfalls las ich heute jenen Satz, mit dem ich diesen Eintrag hier überschrieben habe, in der Besprechung eines anderen Autoren: Jacques Lacan, Psychoanalytiker. Ich kann gar nicht mehr sicher sagen, in welcher Referenz sich hier Lacan zu Proust versteht. Der Formulierende fabulierte darüber, wie sich das Kinde von seiner Mutter löste und was Lacan dazu geschrieben habe, inwieweit es sich bei Prost wiederfinde. Es war mir schier unzugänglich. Adé Durchsicht,
Apropos.
Wenn ich nun also von der Achse der Welt schreibe, dann ficht mich daran vor allem an, wie mit diesem Bild jene Verschiebung zu erklären ist, die wir gerade beobachten. Zumindest meine ich das. Zumindest habe ich den Eindruck, dass das immer mehr Menschen so geht und wir doch keinen Zugang haben, wozu all die Irrationalität unserer Zeit uns veranlasst. All die Krisen, all die Angst, sogar Paniken. Wer hätte das noch vor ein paar Jahren gedacht.
Ich gestehe, ich habe mich lange Zeit eher in der Annahme eingerichtet, es dräue Ungemach, als dass ich davon ausgegangen wäre, das Leben sei so wie es ist einfach hinnehmbar.
Letztlich ist ja auch dieser Blog genau aus diesem Eindruck über die Welt entstanden.
In der Apokalypse der anderen siegt in mir also das Begehren, Frieden zu schließen. Vorhersehbar, nicht wahr?
Aber ich weiß ja um dieses Leben der andauernden Aufruhr und kann Ihnen sagen, allen anderen wünsche ich das nicht.
Auf bald,
Ihre K.